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Günter Walter und die Gegenstandslose Welt

 

Günter Walter wurde 1943 in Fürth/ Bayern geboren. Er studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, bei dem gestisch-abstrakten Maler Gerhard Wendland. Schon während des Studiums ging Günter Walter eigene künstlerische Wege und beschäftigte sich mit farbigen Schraffuren und Strukturen, die ihn schon damals als „Konkreten“ auswiesen. Die Linie ist seitdem das bestimmende Gestaltungselement in seinen Werken und der Farbstift sein hauptsächliches Zeichenwerkzeug. Später nahm er das Lineal und selbstgefertigte Schablonen hinzu, mit denen er seither die Papierfläche orthogonal einteilt. In erster Linie ist Walter deshalb Zeichner, wenngleich einige Werke zwischen Zeichnung und Malerei changieren.

 

Nach seinem Studium war Günter Walter in den 70er und 80er Jahren als Kunstlehrer in Nürnberg tätig. Zu seinem künstlerischen Selbstverständnis gehört es, das Geschaffene zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Das Ergebnis sind ganze Reihen von Arbeiten, in denen er verschiedene Farbmodule variiert.
Dennoch ist jedes einzelne Werk das Ergebnis intensiver und individueller Bemühung.

 

Günter Walter ging einen konsequenten Weg, ohne sich Kunstströmungen anzupassen und die Zugehörigkeit seiner Werke zur Konkreten Kunst ist ein Resultat seines unabhängigen Schaffens. Wenn man nach Vergleichen zum Werk Günter Walters sucht, so denkt man unter anderem an Arbeiten von Ad Dekkers, Agnes Martin, Bridget Riley und Hans-Jörg Glattfelder. Konkrete Künstlerinnen und Künstler, die ebenfalls systematisch mit farbigen Linien arbeiteten. Doch es gibt auffällige Unterschiede, insbesondere in Walters Verwendung des fast spröden Farbstiftes, nicht nur in der Vorarbeit oder Skizze, sondern im künstlerischen Endprodukt. Walter räumt dem Farbstift als primären Gestaltungsmittel einen Rang ein, der so in keinem anderen Werk Konkreter Kunst zu finden ist. Er erweitert das Spektrum der Konkreten Kunst nicht durch Hinzunahme spektakulärer Materialien etc., sondern durch Beschränkung des künstlerischen Mediums auf ein äußerst unspektakuläres Zeichenmaterial. Die Besonderheit des Walter´schen Oeuvre liegt in der Gegenüberstellung eines streng orthogonalen Rasters und einer erkennbar von Hand gezogenen Linie. Er bringt Aspekte der klassischen Zeichnung, eine emotionale Linie mit ab- und zunehmender Breite zusammen mit Rastern und Systemen aus dem Bereich der Konkreten Kunst. Damit stellt er der Perfektion ein menschliches Moment entgegen.

 

Walters Arbeiten brauchen Zeit, um zu wirken. Nach und nach entfaltet sich das einzelne Werk vor unseren Augen, Linien bilden Flächen, Flächen bilden Muster.
Auch erscheinen Muster mit diagonalen Farbflächen, obwohl er die diagonale Linie selbst ausschließt – ähnlich den Interferenzen, wie man sie von Licht- Schall- und Materiewellen aus der Physik kennt.

 

Erst mit einigem Abstand zum Bild nimmt man diese wahr. Sie resultieren aus der Verschiebung jeweils eines Farblinienmoduls zur jeweils nächste Reihe. Durchaus erinnert man sich an Aufnahmen aus dem Mikrobereich der Natur, obwohl Walter mit dergleichen nichts im Sinne hat.
Vielleicht spiegeln Walters Arbeiten eine Ahnung vom harmonischen Bau und System einer Natur, die unserem Auge verborgen ist. Paul Cezanne formulierte es so, dass der Künstler nicht nach der Natur, sondern analog zur Natur arbeiten solle.

 

 

Helmut Albert, Text zum Katalog: Günter Walter – Zeichnungen 2001 - 2010, 2010

 

 

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